Meine Arbeit als Schulhund

Ganz oft werde ich gefragt: Was macht eigentlich ein Schulhund?

Die ganz kurze Antwort: Ich unterstütze mein Frauchen bei pädagogischen Tätigkeiten.

Die Antwort ist dir jetzt doch zu kurz? Na, dann muss ich mal etwas ausführlicher werden.

Erst einmal müsst ihr wissen: Ich arbeite mit Schülerinnen und Schülern mit dem Förderschwerpunkt "Sehen", das heißt, die Schülerinnen und Schüler sind blind oder hochgradig sehbehindert. Außerdem haben viele von ihnen noch weitere Förderschwerpunkte, zum Beispiel den Förderschwerpunkt "Geistige Entwicklung" und/oder den Förderschwerpunkt "Körperliche und motorische Entwicklung". Manche meiner Schülerinnen und Schüler sind also in mehreren Bereichen eingeschränkt. Wenn du mehr über die Schule wissen möchtest, an der ich arbeite, dann folge dem Link zur Internetseite des Landesbildungszentrums für Blinde in Hannover.

Hier geht es zum Landesbildungszentrum für Blinde.

Meine Aufgaben in der Schule sind ganz unterschiedlich: 

Anwesend sein

Als Schulhund bin ich zuerst einmal ein "Präsenzhund" - Präsenz im Sinne von "anwesend". Ich begleite mein Frauchen also an vielen (nicht unbedingt an jedem) Tag zur Arbeit. Die meiste Zeit entscheide ich selbst, ob und mit welchen Schülerinnen und Schülern ich wie viel Kontakt haben möchte. Manchmal lasse ich mich ausgiebig streicheln, manchmal lege ich mich auch einfach nur in meine Box oder auf meine Decke und höre zu. Und manchmal lege ich mich auch zu einem bestimmten Schüler oder einer bestimmten Schülerin, wenn ich den Eindruck habe, dass er/sie meine besondere Aufmerksamkeit braucht. Die Pädagogen nennen das "freie Interaktion". (vgl. Vernooji/ Schneider (2013): Handbuch der tiergestützten Intervention, S. 150f) Das ist schon eine wichtige Aufgabe. Wenn ich mit in der Klasse bin, gibt es dann auch bestimmte Regeln, an die die Schülerinnen und Schüler sich halten müssen, zum Beispiel "nicht schreien und rennen" oder "immer nur einer streichelt den Hund". So lernen die Schülerinnen und Schüler nebenbei, sich ruhig zu verhalten und an Regeln zu halten. Außerdem lernen sie ganz viel im Umgang mit mir: Wenn jemand zu grob zu mir ist, mag ich nicht weiter gestreichelt werden und gehe weg. Aber die Schülerinnen und Schüler lernen auch: Egal, ob sie Pickel haben oder keine, sich zu dick oder zu dünn fühlen, gut sprechen können oder nicht, eine motorische, kognitive oder sonstige Beeinträchtigung haben, mir ist das ziemlich egal. Ich mag alle, die freundlich und nett und liebevoll zu mir sind (und das sind sie eigentlich alle!). Schülerinnen und Schüler, die ich gut kenne und täglich treffe, begrüße ich immer fröhlich und freundlich und freue mich, wenn sie mich streicheln oder mit mir sprechen. Bei manchen Schülerinnen und Schülern kuschele ich mich sogar richtig gern an, andere stupse ich nur mit der Nase zur Begrüßung. Eigentlich schlecke ich auch gern mal über die Hand oder durch das Gesicht, das sieht Frauchen aber nicht so gern (Pssst, verratet mich nicht!) Im Unterricht bei den "Großen" in der Sekundarstufe spiele ich übrigens auch gerne mal den Klassenclown - wenn der Physikunterricht zu langweilig wird, dann schnarche ich besonders laut...

Als Schulhund wirke ich mich ganz besonders positiv auf das Klassenklima aus. Woran liegt das? Da gibt es viele wissenschaftliche Ansätze zu, wenn ihr mehr darüber wissen wollt, ein bisschen was davon habe ich euch zusammengefasst. Folgt diesem Link: Wissenschaftliche Erklärungsansätze zur Mensch-Tier-Bindung

Etwas mit mir tun!

Manchmal hat Frauchen auch ganz bestimmte Aufgaben für mich. Meistens arbeiten wir dann mit einem einzelnen Schüler/ einer einzelnen Schülerin oder einer kleinen Gruppe. Dann gibt es bestimmte Aufgaben, die ein Schüler oder eine Schülerin mit mir gemeinsam bewältigen muss. Zum Beispiel muss ein Spielzeug mit Futter befüllt werden, das ich dann wieder heraussuchen darf oder ich apportiere Buchstaben, aus denen dann Wörter gelegt werden sollen. Manchmal darf ein Schüler oder eine Schülerin mich mit Frauchen zusammen an der Leine führen oder Futter für mich abzählen oder abwiegen. Bei Schülerinnen und Schülern mit schwerer mehrfacher Behinderung lege ich mich auf Kommando dazu oder ich lege meinen Kopf auf ein Bein oder eine Hand, damit die Schülerinnen und Schüler engen Kontakt mit mir genießen können. Das ist übrigens eine besonders schwere Aufgabe für mich, weil ich genau aufpassen muss, wo ich liegen soll. Aufgaben, bei denen Frauchen mir und den Schülerinnen und Schülern sagt, was wir tun sollen, nennen die Pädagogen "gelenkte Interaktion" (vgl.Vernooji/ Schneider (2013): Handbuch der tiergestützten Intervention, S. 151). Je nachdem, in welchem Bereich der Schüler/die Schülerin gefördert werden soll, sucht Frauchen unterschiedliche Aufgaben für uns aus. So können wir zusammen zum Beispiel Feinmotorik, Grobmotorik, Sprache, Kognition, Empathiefähigkeit, Wahrnehmung, logisches Denken, Lesen, Zählen, Kreativität und noch viele viele andere Bereiche fördern. Das Tolle dabei ist, dass es den Schülerinnen und Schülern immer besonders viel Spaß macht, mit mir zu arbeiten und sie dadurch besonders motiviert sind. Dadurch lernen sie viele Dinge einfach "nebenbei" und manche Aufgaben, die ihnen eigentlich schwer fallen, gehen viel leichter, wenn ich ihnen dabei helfe. Frauchen macht ein paar Fotos von Materialien, mit denen ich arbeite und stellt die hier ein - Fotos von Schülerinnen und Schülern kann ich euch aus Datenschutzgründen leider nicht zeigen. Fotos von Materialien

Außerdem könnt ihr noch Fotos von Projekten und von Arbeitsergebnissen anschauen: Fotos von Projekten

Etwas für mich tun

Nicht immer machen die Schülerinnen und Schüler etwas mit mir gemeinsam: Manchmal bin ich auch Anlass für ganz andere Tätigkeiten. Das heißt, die Schülerinnen und Schüler arbeiten nicht direkt mit mir, sondern machen etwas für mich: Hundekekse backen, im Werkunterricht Spielzeug für mich herstellen, einen Aufsatz über mich schreiben, ein Lied für mich singen, ein Bild von mir malen und noch ganz viele andere Dinge. Auch das finde ich richtig klasse und gern schaue ich dabei zu! Am liebsten wäre ich ja beim Backen dabei, zum Naschen, aber in die Schulküche darf ich leider nicht. Hygieneverordnung, so ein Mist!

 

Ihr sehr also, als Schulhund habe ich ganz schön viel zu tun! Deshalb brauche ich auch immer mal wieder Pausen und manchmal nehme ich mir auch einen Tag frei und bleibe zu Hause. Aber mir macht die Arbeit in der Schule richtig Spaß. Besonders nach den Ferien freue ich mich immer schon so sehr auf die Schule, dass beim Wedeln der ganze Popo mitwackelt, wenn ich auf dem Schulparkplatz aus dem Auto steige. Ich verstehe gar nicht, dass manche Schülerinnen und Schüler nach den Ferien gar keine Lust auf Schule haben... Aber spätestens, wenn sie mich sehen, ist die Unlust weg, da bin ich mir ganz sicher!

Ein Artikel in der Struppi

Über meine Arbeit als Schulhund ist übrigens auch schon ein Zeitungsartikel in der Struppi, der Zeitung des Tierschutzverein Hannover erschienen. Susanne Wondollek, eine freie Mitarbeiterin, hat mich in der Schule besucht und dann über meine Arbeit geschrieben.

Hier könnt ihr den Artikel lesen.

Hier geht es zur Internetseite des Tierschutzvereins Hannover.

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